Kategorie: Indien

Die „Apotheke der Welt“ liefert nicht mehr

Wegen steigender Corona-Zahlen verhängt Indien einen Exportstopp für Vakzine. Das trifft viele Länder hart – Indien ist der größte Impfstoffproduzent weltweit. Und es ist noch nicht einmal sicher, dass das Indien selbst im Kampf gegen Mutanten und Neuinfektionen hilft.

as farbenfrohe Holi-Festival fiel dieses Jahr klein aus. Am Montag feierten viel weniger Menschen als sonst das indische Frühlingsfest, bei dem man sich gegenseitig mit Puderfarbe bewirft und anmalt. Mehrere Bundesstaaten hatten aufgrund stark steigender Infektionszahlen Großveranstaltungen untersagt.

Indien steckt in der zweiten Corona-Welle, und die Politik zieht harte Konsequenzen: Seit vergangenem Donnerstag werden keine Covid-19-Impfstoffe mehr aus Indien exportiert. Die einheimische Bevölkerung soll priorisiert werden.

Indien, auch bekannt als „Apotheke der Welt“ ist der größte Impfstoffproduzent der Welt. 60 Prozent aller weltweiten Vakzine werden dort hergestellt, viele davon vom Produzenten Serum Institute of India (SII). Im WELT-Interview erklärte Unternehmenschef Adar Poonawalla im vergangenen Jahr: „Wir geben 50 Prozent an Indien, ein Land mit 1,3 Milliarden Menschen, und 50 Prozent an Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen, viele davon in Afrika.“

Unterstützt von der Bill & Melinda Gates Foundation und mit Einsatz von Eigenkapital produziert das SII einen Corona-Impfstoff mit dem britisch-schwedischen Unternehmen AstraZeneca. Seit Mitte Januar wird er in Indien unter dem Namen Covishield gespritzt. Doch Indien exportiert den Impfstoff auch: 60 Millionen Dosen wurden laut dem indischen Außenministerium bisher ins Ausland geliefert, das sind mehr als die 55 Millionen, die im Land selbst verabreicht worden sind.

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Der Kampf um Patente droht die Pandemie zu verlängern

Indien und Südafrika fordern, die Patente für Corona-Impfstoffe freizugeben – damit sich auch die ärmeren Länder den Schutz ihrer Bevölkerung leisten können. Dagegen gibt es erbitterten Widerstand – auch aus Deutschland. Wertvolle Zeit geht verloren.

Produktionsstätten ausweiten und Zwangslizenzen für den nationalen Bedarf erteilen: Diese Notmaßnahmen werden derzeit in der Europäischen Union diskutiert, um Versorgungsengpässe bei den Coronavirus-Impfungen zu beseitigen. Zwei Länder aber wollen noch einen Schritt weitergehen.

An diesem Donnerstag wird in der Welthandelsorganisation (WTO) ein Vorschlag Indiens und Südafrikas diskutiert, Patentrechte für Corona-Impfstoffe komplett aufzuheben. In der Begründung heißt es, Patente seien mitverantwortlich für globale Impfstoffknappheit, vor allem in ärmeren Ländern, die sich keine teuren bilateralen Verträge mit Pharmafirmen leisten können. Doch die reicheren Länder, darunter auch Deutschland, wehren sich – obwohl die vorgeschlagene Ausnahmeregel nur bis zum Ende der Pandemie gelten soll.

Indien spielt in der Pandemie eine besondere Rolle. Die „Apotheke der Welt“ produziert 60 Prozent aller weltweiten Impfstoffe. Die Rezepte stammen jedoch aus dem Ausland und sind großteils durch Patente der großen Pharmafirmen geschützt. So auch während der Corona-Pandemie. Das Serum Institute of India (SII) produziert eine Milliarde Impfdosen, um damit Indien und andere Schwellen- und Entwicklungsländer zu versorgen. Die Rezeptur stammt von der britisch-schwedischen Pharmafirma AstraZeneca.

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Die Impfkluft, die China gezielt ausnutzt

Ein Mitarbeiter hält demonstrativ eine Schachtel mit dem Logo „Sinovac“ in die Kamera. Die Hand des Arztes, der die Spritze hält, zittert leicht. Dann steckt die Nadel neun Sekunden lang im Oberarm des indonesischen Präsidenten Joko Widodo. Hinter ihm prangt ein großes Banner mit der Aufschrift „Sicher und halal“.

Der Fernsehauftritt soll Vertrauen für den in China entwickelten Impfstoff schaffen, von dem unklar ist, wie zuverlässig er wirkt. Ganz Indonesien und zahlreiche andere Schwellenländer setzen auf CoronaVac der chinesischen Firma Sinovac – auch, weil sie keine andere Wahl haben.

Während in Europa und den USA das Massenimpfen begonnen hat, heißt es für ärmere Länder: ungewisses Abwarten. Die Versprechungen der Industrieländer, Impfstoffe gerecht zu verteilen, blieben bisher unerfüllt. Für viele Länder sind daher Impfstoffe aus Indien und China die einzige Hoffnung auf eine schnelle Immunisierung der Bevölkerung.

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Im finstern Tal

Das Christentum ist mit mehr als zwei Milliarden Anhängern die meistverbreitete Religion der Welt. In Ländern wie Nordkorea, Syrien oder Ägypten gehören Diskriminierung, Anschläge und Angst zum Alltag. Und die Bedrohung nimmt täglich zu, wie erschreckende Beispiele zeigen.

Die Macht der Hindus in Indien

Sie hätten eine fremde Religion angenommen und so den Zorn der Götter über ihr Dorf gebracht. So lautete der Vorwurf, dem sich 15 christliche Familien im indischen Bundesstaat Chhattisgarh im vergangenen Herbst ausgesetzt sahen. Es war der Grund, warum 3000 Dorfbewohner auf sie losstürmten, sie verletzten, ihre Häuser zerstörten. Der Vorfall ist einer von vielen in Indien, die in die Statistiken der Organisation Open Doors eingegangen sind.

Indien zählt demnach zu den zehn für Christen gefährlichsten Ländern der Welt. Etwa 1,3 Milliarden Menschen leben in dem Land, darunter 66 Millionen Christen. Mehr als die Hälfte von ihnen gehört zu den Dalits, den armen und oft diskriminierten Angehörigen der untersten Kaste.

Seit dem Amtsantritt von Premierminister Narendra Modi im Jahr 2014 hat die Ideologie der Hindu-Nationalisten nach und nach an Bedeutung gewonnen. Und ihre Verfechter bekämpfen den Einfluss nicht hinduistischer Religionen. Nach Berichten örtlicher Organisationen ist das der Grund, warum die Gewalt gegen Christen in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat. Extremistische Hindus betrachten Christen als Fremdkörper im Land. Das Christentum sei demnach eine „ausländische“ Religion, und Indien solle von ihr „gereinigt“ werden.

In den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres wurden demnach 349 Angriffe auf Christen gemeldet, 5500 Menschen waren betroffen, mindestens vier starben. Die Dunkelziffer dürfte deutlich darüberliegen. Weil einerseits vielleicht nicht alle Übergriffe gemeldet werden und andererseits aufgrund des Corona-Lockdowns in aller Welt die internationale Medienberichterstattung kaum noch möglich ist. Sie wirkt bei der Verfolgung von religiösen Minderheiten wie ein Brandbeschleuniger. Extremistische Hindus beschuldigen vor allem Muslime, das Virus zu verbreiten. Doch auch Christen sind vor allem im Norden des Landes Gewalt ausgesetzt.

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COVID-Impfstoff: „Ich habe mich dagegen entschieden, viel Geld zu verdienen“

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Es erschien ebenfalls übersetzt auf
24heures.ch, La Repubblica, Le Soir, Tdg.com, wyborcza.pl und Luxemburger Wort

Adar Poonawalla leitet den weltweit größten Impfstoff-Hersteller. Das Serum Institute in Indien hat begonnen, eine Milliarde Dosen Covid-Vakzine zu produzieren. Im Interview spricht der 39-Jährige über Pferdeblut – und über Preiserhöhungen in zwei Jahren.

Er ist der Sohn des „Impfstoffkönigs“: Adar Poonawalla, 39, leitet das Serum Institute of India, das sein Vater und Milliardär Cyrus Poonawalla vor 54 Jahren gegründet hat. Das Serum Institute ist gemessen an verkauften Dosen der weltweit größte Impfstoffhersteller und liefert auch in gewöhnlichen Zeiten jährlich etwa 1,5 Milliarden Dosen an 170 Länder. Bereits zu Beginn der Pandemie im April begann Poonawalla, Glasröhrchen für die Massenproduktion vorzubereiten.

Jetzt, da die Welt hungrig nach Impfstoffen ist, sucht Poonawalla nach Möglichkeiten, um seine kostengünstigen Impfstoffe auch im Westen zu verkaufen. Sein Institute arbeitet mit Entwicklern aus anderen Ländern zusammen und will nun zügig eine Milliarde Dosen eines Covid-19-Impfstoffs herstellen. 

WELT: Herr Poonawalla, der deutsche Impfstoffhersteller Biontech und Pfizer sowie das US-Unternehmen Moderna haben kürzlich eine Erfolgsrate von über 90 Prozent ihrer Coronavirus-Impfstoffe bekannt gegeben. Das Serum Institute hat einen Vertrag mit dem britisch-schwedischen Impfstoffhersteller Astra Zeneca unterzeichnet, der vorläufige Daten über eine 70-prozentige Wirksamkeit seines Impfstoffs gemeldet hat. Wie kann dieser Impfstoff mit den anderen konkurrieren?

Adar Poonawalla: Wir haben insgesamt fünf Partnerschaften zur Herstellung eines Coronavirus-Impfstoffs, darunter Astra Zeneca und das US-Pharmaunternehmen Novavax. Wir freuen uns sehr über die positiven Ergebnisse von Astra Zeneca, insbesondere weil die Impfstoffdosen im Kühlschrank aufbewahrt werden können. Logistisch erleichtert dies den Transport erheblich, da man keine Tiefkühltruhen benötigt. Sie müssen nicht bei minus 60 oder 70 Grad aufbewahrt werden.

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