Die Angst des Westens vor China ist größer als die vor Indien. Deshalb ignoriere auch Berlin, dass Premier Modi das Land zu einem nationalistischen Hindu-Staat umbaut, sagt einer der wenigen unabhängigen Journalisten. Die Ideologie weise Züge auf, die an den Nationalsozialismus erinnern. 

Es war ein Schlag für Indiens Pressefreiheit: Im Februar durchsuchten Behörden die Büros der BBC in Mumbai und Delhi, nachdem der britische Nachrichtensender eine kritische Dokumentation über Präsident Narendra Modi veröffentlicht hatte. Diese wurde später zensiert. Hartosh Singh Bal vom unabhängigen „Caravan Magazine“ gehört zu den wenigen Journalisten in Indien, die über Modis hindunationalistische Regierung kritisch berichten. WELT hat mit ihm gesprochen.

WELT: Deutsche Politiker sprechen gerne von einer „Wertepartnerschaft“ mit „der größten Demokratie der Welt“. So auch Bundeskanzler Olaf Scholz während seiner Indien-Reise im März. Liegt Deutschland mit dieser Sichtweise falsch?

Hartosh Singh Bal: Ehrlich gesagt, ja. Der ganze Rummel um eine Partnerschaft der gemeinsamen demokratischen Werte verdeckt die Tatsache, dass es andere strategische Interessen gibt, die sowohl Deutschland als auch der Westen mit Indien verfolgen. Ich glaube nicht, dass sich der Westen darum kümmert, ob es in Indien demokratische Werte gibt. Das ist nur ein Feigenblatt, um die strategischen Beziehungen aufrechtzuerhalten. Die Angst vor China ist größer als die Angst vor Indien. Und Deutschland braucht Indien als neuen Partner in Asien. Das ist der einzige Grund, warum sie mit Indien verhandeln. Gemeinsame Werte haben damit nichts zu tun.

Das ganze Interview gibt es auf welt.de 

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