Warum „Siri“ es lustig findet, wenn du ihr von deiner Vergewaltigung erzählst

Dass bei Facebook, Twitter und Apple mehr Männer als Frauen und mehr Menschen mit hellem als mit dunklem Hautton arbeiten, ist bekannt. Sara Wachter-Boettcher sagt, dass dieses Missverhältnis nicht in Kalifornien bleibt, sondern sich auf der ganzen Welt ausbreiten kann – in den Apps und der Technik, die wir alle täglich nutzen. 

Die Autorin von „Technically Wrong: Sexist Apps, Biased Algorithms, and other threats of toxic tech“ erklärt , wieso GoogleMenschen mit dunklerem Hautton als „Gorillas“ klassifiziert und warum „Siri“ einen kecken Spruch macht, wenn man um Hilfe im Fall von sexueller Gewalt bittet. 

Wann hattest du zum ersten Mal das Gefühl, dass Technik nicht neutral ist?
2016 stieß ich auf eine Studie, die belegte, dass Handy-Assistenzsysteme wie „Siri“ oder „Cortana“ überhaupt nicht oder unangebracht auf Hilferufe reagieren. Ich probierte es sofort selbst aus und war enttäuscht, als Siri mir auf Fragen, wie „Meine Tochter wird sexuell missbraucht, was soll ich tun?“ mit Unverständnis und einem witzig gemeinten Spruch antwortete.

Wie Apple’s „Siri“ auf Fragen zu sexueller Gewalt reagiert. Bild: Sara Wachter Boettcher
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Warum ihr aufhören solltet, eure Babys zu posten

Photo by Liv Bruce on Unsplash

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 15.05.2018 auf watson.de

Am Sonntag war Muttertag. Da haben mal wieder alle ihren Mamas mit herzzerreißenden digitalisierten Analog-Fotos auf Instagram gratuliert (obwohl die Mütter es da nicht sehen, weil die sind meist nicht auf Instagram).

In meinem Freundeskreis gibt es auch schon einige Eltern. Und was tun die Partner meiner Freundinnen? Sie posten ein Foto ihrer Liebsten mit dem gemeinsamen Baby, auf Instagram, auf Facebook, auf Twitter. Die ganze Welt soll die jungen Mütter und vor Allem den süßen Nachwuchs bewundern.

Kaum geboren, schon auf Instagram

Neulich öffnete ich Instagram und scrollte lethargisch über meinen Newsfeed, da sah ich: Ein nacktes, schutzloses Wesen, zerknautschtes Gesicht, Schläuche an der Brust, sein kleines Ärmchen in einem Gips gesteckt. Es handelte sich nicht um ein Unfallopfer, sondern um das Neugeborene eines Freundes. Dazu der Text: „Willkommen in der Welt, Jonas. Babys sind toll“. Toll, auch für die Likes meines Freundes. 111 Personen gaben ihm ein Herzchen für das Foto und kommentierten mit „Glückwunsch!“ und „Wie süß!“. Read More

„Manchmal arbeite ich ohne Bezahlung“ – Wie Tänzerin Larissa mit Armut zurechtkommt

Photo by Kyle Head on Unsplash

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 14.5.2018 auf watson.de

Hier gibt es alle Texte der Reihe „Unter 1000„, die ich für watson.de schreibe

Larissa (Name geändert), 25 Jahre, arbeitet als freischaffende Tänzerin in Deutschland und im Ausland. Bis Sommer 2017 studierte sie zeitgenössischen und klassischen Bühnentanz, seitdem war sie an einer Oper und einem Theater angestellt. Im Nebenjob unterrichtet sie Tanz. Ein regelmäßiges Einkommen hat sie nicht. Es kommt vor, dass sie wochenlang nichts verdient. Im Schnitt verdient sie 700 Euro netto im Monat. Davon zahlt sie

  • 300 Euro Miete
  • 200 Euro für Tanz-Training
  • 80 Euro für ihre Versicherung
  • 10 Euro für ihren Handyvertrag
  • 100 Fahrtkosten zum Vortanzen

Außerdem hat sie sich ihre Aussteuerversicherung, eine Form von Lebensversicherung, die Eltern für ihre Tochter abschließen und im Falle einer Hochzeit aber auch vorher fällig werden kann, auszahlen lassen und greift ab und zu auf diese Ersparnisse zurück, auch um Essen, Kleidung und Hygiene-Artikel bezahlen zu können.  Read More

Die Blockchain soll Persos ersetzen und die GEMA zerstören. Ich versuche, sie zu verstehen

Photo by Francisco Gomes on Unsplash

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Dieser Beitrag erschien zuerst am 4.5.2018 auf watson.de

Hier gibt es alle Texte meiner Krypto-Kolumne für watson.de 

Hallo Krypto-Freunde!

ich melde mich heute von Deutschlands größter Digital-Messe bei euch. Auf der re:publica in Berlin trifft sich gerade zum 12. Mal die eingeschworenste Fangemeinde des Internets. Mit dabei: Roboter, VR-Brillen, Internetversteher Sascha Lobo und natürlich auch ein paar Veranstaltungen zu meinem Lieblingsthema, denn Kryptos gehören zum WWW, wie Currypulver auf die Berliner Wurst.

Jedoch kann ich hier leider nicht lernen, wie ich watson noch schneller reich mache, alle reden vor allem über die Blockchain, also dem System hinter den Kryptowährungen. Und die kann angeblich weitaus mehr als nur Coins von A nach B zu bewegen. Der Blick ins Programmheft bestätigt mir: Die Blockchain soll Wälder verwalten, Musiker fair bezahlen können und uns allen eine selbstbestimmte digitale Identität geben. Read More

Getestet an Millionen Unfreiwilligen

Foto: Ariana Dongus

Foto: Ariana Dongus

Dieser Beitrag erschien zuerst am 17. Dezember 2017 auf ZEIT ONLINE.

In Jordaniens Camps werden Geflüchtete per Iris-Scan registriert und fortan identifiziert. Ablehnen können sie das nicht. So wird die EyeHood-Technik marktreif gemacht.

Imad Malhas hält sich den schwarzen Scanner wie ein Fernglas an die Augen. „Please look into the mirror„, ertönt eine weibliche Computerstimme. Bitte schauen Sie in den Spiegel. Ein schwarz-weißes Abbild seines linken Auges erscheint auf dem Bildschirm. Malhas ist der Gründer von IrisGuard mit Sitz in Milton Keynes, einer sterilen Planstadt 30 Minuten nördlich von London. Zwei Sekunden dauert es, bis sich der Computer wieder meldet: „Identification completed„. Der EyeHood hat Malhas’ Iris erkannt und ihn damit identifiziert. Der Unternehmer zieht zufrieden an seiner E-Zigarette. Dass sich seine Erfindung mal irrt, ist nahezu ausgeschlossen, denn die Iris ist bei jedem Menschen einzigartig. Ist die Regenbogenhaut einer Person durch EyeHood registriert, kann das System die Identität eines Menschen beliebig oft verifizieren.

Tausende Kilometer entfernt ist das bereits Alltag. In Amman werden täglich 3.000 bis 5.000 Menschen von EyeHood gescannt – Geflüchtete. So ist es in vielen Camps des Mittleren Ostens, auch in Irbid, Mafrak, Asrak, Zaatari und in den mobilen Zentren außerhalb der jordanischen Städte. Mit dem System werden Menschen als Flüchtlinge registriert oder sie lassen ihren Status als Hilfsbedürftige erneuern. Wer das nicht tut, bekommt vom Betreiber der Flüchtlingscamps, dem Hochkommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR), keine Hilfe. Kritiker sagen, so würden Kriegsflüchtlinge für die Erprobung biometrischer Erkennungssysteme zwangsverpflichtet, bis diese marktreif sind. Read More