Die „Washingtoner Erklärung“ markiert eine Zäsur. US-Präsident Joe Biden und sein südkoreanischer Kollege Yoon Suk-yeol unterzeichneten das Dokument in dieser Woche feierlich. Nie stellten sich die USA enger an die Seite von Südkorea, um es vor der atomaren Bedrohung aus Nordkorea zu schützen. Südkorea soll näheren Einblick bekommen in die Planung der US-Regierung mit Blick auf Bedrohungen, auch nuklearer Art. Und erstmals seit den 80er-Jahren soll ein US-Atom-U-Boot in Südkorea andocken. Ähnliche symbolische Demonstrationen der Stärke sollen folgen.

Zugleich warnte der US-Präsident bei einer Pressekonferenz drastisch, ein Atomangriff gegen die USA oder seine Partner würde „das Ende jedes Regimes bedeuten, das eine solche Aktion durchführen würde“. Im Gegenzug bekannte sich Südkoreas Präsident dazu, dass sein Land keine eigenen Atomwaffen anstreben werde.

In der südkoreanischen Gesellschaft gibt es eine Mehrheit, die sich eigene Waffen wünscht. Das liegt auch daran, dass Nordkorea inzwischen über Waffen mit einer Reichweite verfügt, um theoretisch die USA anzugreifen. Die Sorge in Südkorea: Werden die USA bei einem Angriff auf Südkorea wirklich eingreifen – oder das asiatische Land opfern aus Furcht, selbst mit einer Rakete aus Nordkorea angegriffen zu werden? Die „Washingtoner Erklärung“ soll diese Angst der Südkoreaner zerstreuen.

Die Welt blickt auf den Ukraine-Krieg sowie eine drohende chinesische Invasion in Taiwan. Aber das historische Treffen in Washington zeigt, dass es eine dritte große Gefahr für den Weltfrieden gibt, die in Europa zuletzt aus dem Blick geraten ist: Nordkorea. Dabei entwickelt Machthaber Kim Jong-un die nukleare Schlagkraft seines Landes weiter. Längst verfügt er über Raketen, die fast jeden Punkt der Welt treffen können – auch in Europa.

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