Lieferdienste boomen: Pizza, Klamotten, selbst das Kino kann man per Netflix nach Hause bestellen. Aber Livekonzerte? In Frankfurt geht das: Ein Anruf, und Schostakowitsch erklingt im Treppenhaus. Hören Sie selbst.

Ein Mann in Jeans und T-Shirt öffnet erwartungsvoll seine Wohnungstür. Davor wird gerade ein arabisch-andalusisches Volkslied gespielt. Wie die anderen Hausbewohner hat er am Hauseingang den Aushang gesehen, dass hier heute ein Livekonzert stattfindet. Im ganzen Treppenhaus stehen Menschen vor ihren Wohnungen und lauschen dem Konzert der Kontrabassistin Nicola Vock und der Flötistin Johanna-Leonore Dahlhoff.

»Musiklieferdienst« nennt sich das Angebot der Kammerphilharmonie Frankfurt, den Mehrfamilienhäuser sich Sonntagsnachmittags nach Hause bestellen können. In verschiedenen Stadtteilen Frankfurts treten die Musiker zu zweit oder dritt auf und bringen Musik zu Menschen, die diese aufgrund der Pandemie oft ein ganzes Jahr lang nicht live erleben konnten.

»Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal Livemusik gehört habe«, sagt Yvonne Gornik, die im ersten Stock wohnt und die Musiker bestellt hat, nachdem sie sie auf Instagram entdeckt hatte. Sie filmt das Konzert mit ihrem Handy, während ihr Mann das gemeinsame Baby hält, das von der Musik wach geworden ist. Die anderen Zuschauer sind im engen Treppenhaus nicht sichtbar, doch am Ende schallt Applaus bis zu den Musikerinnen hinunter, die im Erdgeschoss gespielt haben.

»Es war wunderschön, mal wieder live Musik zu hören und es tut gut die Musiker zu unterstützen«, sagt Gornik. Das Konzert ist kostenlos, doch die Nachbarn haben untereinander Geld gesammelt, das sie dem Duo zum Abschied in einem Umschlag in die Hand drücken. Diese freuen sich, denn obwohl die Konzertreihe vom Kulturamt Frankfurt finanziell unterstützt wird, leiden sie wie viele Musiker finanziell unter den vielen ausgefallenen Engagements.

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