Schwedens entspannte Corona-Politik ist in Europa einzigartig. Noch ist Ruhe im Land, auch weil die Schweden traditionell staatsgläubig sind. Aber jeden Tag rudert die Regierung ein wenig zurück – und warnt vor vielen Toten. Hat sie wertvolle Zeit verloren?

Paul Castillo wartet ruhig und besonnen auf den Sturm. „Uns wurde gesagt, dass wir ab nächster Woche mit Überlastungen rechnen müssen.“ Castillo ist Arzt auf der Kinder-Intensivstation der Karolinska-Klinik, Stockholms bekanntestem Krankenhaus. Am Mittwoch wurde er umgeschult für die Erwachsenenstation, seine Schicht dauert nun zwölf statt acht Stunden.

„Unsere Betten sind bereits zu 90 Prozent belegt, und es fehlt uns an Krankenschwestern und Ausrüstung. Ich hoffe, dass wir hier keine italienischen Zustände erleben“, sagt Castillo. Gleichzeitig betont der junge Arzt immer wieder, wie sehr er der Regierung, die in Europa und Skandinavien einen beispiellosen Sonderweg im Corona-Management geht, vertraut. „Natürlich weiß ich nicht, ob Schweden alles richtig macht, aber es ist nicht konstruktiv, Expertenmeinungen anzuzweifeln.“

Schweden sieht heute im Vergleich zu seinen nordischen Nachbarn und dem Rest der EU immer noch so aus, als sei es von Corona weitestgehend verschont geblieben. Cafés und Restaurants sind zwar leerer, aber immer noch gut besucht. Schulen bis zur Oberstufe, Fitnessstudios und Schwimmbäder sind geöffnet. Anstatt auf Lockdown und Verbote zu setzen, appellierte die Regierung bisher an das Verantwortungsgefühl der Bürger.

Den ganzen Text gibt es auf welt.de