Dieser Text erschien zuerst auf spiegel.de
In Österreich sind Schulen noch nicht wieder im Regelbetrieb. Um das Distance-Learning zu erleichtern, haben Wiener Kaffeehäuser und Hotels die Aktion »Fliegende Lerncafés« gegründet – wie bei Starbucks, nur billiger.
Die Stille ist ungewohnt. Kein Ober eilt auf dem knirschenden Parkettboden durch den Raum, nimmt Bestellungen auf oder preist die Torte des Tages an. Niemand stellt seine Melange klappernd auf die Untertasse oder blättert in den ausgelegten Zeitungen. Anstatt der typischen Wiener Kaffeehausgeräusche ist nur das leise Surren der neuen Luftbefeuchter zu hören.
Ein paar Straßen weiter erledigen die Wiener ihre Einkäufe rund um den Naschmarkt. Seit dem 8. Februar sind die Geschäfte wieder geöffnet, die Gastronomie muss sich wohl noch bis Ostern gedulden. Trotzdem bieten fünf Traditionscafés seit Mitte Dezember nachmittags einen Zufluchtsort, damit Wienerinnen und Wiener während des Lockdowns den eigenen vier Wänden entkommen können. Erst durften nur Schüler und Studierende kommen, die beim Homeschooling nicht gegen die immer gleiche Wand starren wollten. Seit Kurzem sind alle Wiener für ein paar Stunden unter gotischen Gewölben und samtigem Mobiliar willkommen, um ein »Bildungserlebnis« zu haben – ohne Kaffee und Kuchen, dafür aber mit stabilem WLAN.
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