Die Self-Publishing- und Crowdfunding-Plattform Pentian bezahlt nicht nur Autoren, sondern belohnt Unterstützer erfolgreicher Buchprojekte mit einem Teil der Tantiemen. Dieses System soll das Verlagswesen revolutionieren.

Pentian CEO Enrique Parrilla während der Frankfurter Buchmesse 2014.

Pentian CEO Enrique Parrilla während der Frankfurter Buchmesse 2014.

Pentian kombiniert zwei große Trends: Self-Publishing und Crowdfunding. Autoren können ihre Bücher selbst veröffentlichen und in direkten Austausch mit ihren Lesern treten, bevor Buchproduktionskosten entstehen. Unterstützer von erfolgreichen Projekten bekommen einen Teil der Tantiemen. Pentians CEO Enrique Parrilla sprach auf der CONTEC 2014 über Crowdfunding im Verlagswesen, weshalb Leser die besseren Verleger sind und den Einfluss der Digitalisierung auf die Branche.

Warum ist das wichtig? Crowdfunding verbindet Leser und Autor auf direktem Weg. Dies verändert die traditionelle Verlagsbranche.

  • Enrique Parrilla hat ein System entwickelt, das finanzielle Anreize für Buchinvestoren schafft. Crowdfunding wird somit belohnt.
  • Verlagshäuser, die sich nicht auf bestimmte Themen spezialisieren, werden langfristig aussterben, sagt Pentian-CEO Enrique Parrilla.
  • Digitalisierung verändert das traditionelle Verlagswesen auf grundlegende Weise.

Wie verändert Crowdfunding das Verlagswesen?

Enrique Parrilla: Crowdfunding stellt eine direkte finanzielle Verbindung zwischen Lesern und Autoren her. Ein Verlag als Vermittler wird somit überflüssig. Crowdfunding stellt die Verlagsbranche auf den Kopf.

Wie entstand die Idee zu Pentian?

Pentian startete 2004 als traditioneller Verlag in Spanien. Als 2009 die E-Book-Bewegung zunahm, fingen wir an, Self-Publishing-Optionen anzubieten. Oft fehlen Autoren jedoch die finanziellen Mittel, um ihr Buch selbst zu verlegen. Da kam uns die Idee, Crowdfunding in den Verlagsprozess mit einzubauen. Ich erinnere mich an eine alleinerziehende Mutter, die ein Kinderbuch mit sehr schönen Illustrationen verlegen wollte. Leider fehlte ihr das Geld. Pentian bietet eine Möglichkeit, diese Bücher auf den Markt zu bringen.

Wie funktioniert die Plattform und wie unterscheidet sie sich von der Konkurrenz?

Auf Pentian können Autoren kostenlos ihre Buchprojekte vorstellen und Finanzierung von Unterstützern sammeln. Autoren können mit ihren Kunden und ihrer Fangemeinde in Kontakt zu treten, bevor Buchproduktionskosten entstehen. Wenn das Projekt erfolgreich ist, werden Unterstützer für drei Jahre ab Buchveröffentlichung mit einem Teil der Tantiemen belohnt. Dieses System macht aus jedem Leser einen Verleger und einen Investor. Ich gebe Ihnen ein Beispiel, warum das wichtig ist: das Virtual-Reality-Headset-Unternehmen Oculus Rift sammelte auf Kickstarter 150,000 US-Dollar und wurde dann für 2,3 Milliarden US-Dollar an Facebook gekauft. Die ursprünglichen Unterstützer bekamen keinen Cent. Das ist empörend. J.K. Rowling erhielt 12 Absagen, bevor sie das erste Harry Potter-Buch veröffentlichen konnte. Auf Pentian werden Nutzer, die ein Auge für gute Literatur haben, auch finanziell dafür belohnt. 50% des Gewinns gehen an Unterstützer, 40% an den Autoren und 10% an Pentian. Der finanzielle Anreiz von Pentian unterscheidet uns von anderen Crowdfunding-Plattformen und hat das Potential, die Branche zu revolutionieren.

Wenn jeder ein Buch verlegen kann, geht dann nicht die Qualität verloren?

Wir haben ein Team aus 25 Verlegern, Grafikern und Redakteuren, das sich jedes eingesandte Projekt anschaut und bewertet. Erfüllt es bestimmte Standards, wird das Projekt auf der Webseite präsentiert. Danach entscheidet der Markt, ob es finanziert wird oder nicht. Ein Verlag lehnt ein Buch vielleicht ab, aber wenn es 60 Unterstützer auf Pentian findet, landet es nicht in der Schublade. Zurzeit stehen über 6000 Bücher bereit. Wir glauben, dass Leser zum Teil besser entscheiden können, ob sie etwas lesen und unterstützen möchten, als ein Verlag.

Sollten Verlagshäuser ihrer Meinung nach abgeschafft werden?

Verlagshäuser können eine wichtige Funktion ausüben, aber sie müssen sich auf eine Art von Inhalt spezialisieren. Sie sollten zum Beispiel nur Kinderbücher oder naturwissenschaftliche Bücher verlegen und sich in diesen Bereichen ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Ich denke, dass generelle Verlagshäuser langfristig nicht überleben werden.

Ist Digitalisierung eine Bedrohung für die Verlagsbranche?

Nein, sie ist eine riesige Chance. Digitalisierung ermöglicht zurzeit enormes Wachstum im Bereich E-Books. Wir haben neulich beobachtet, wie ein E-Book einer spanischen Autorin plötzlich vermehrt in Chile gekauft wurde. Grund war wahrscheinlich eine Reihe von Online-Kommentaren zu dem Buch. Das wäre ohne Digitalisierung nicht passiert.

BILD: Christina zur Nedden (CC BY 4.0)

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Netzpiloten.de